Hallo du Superheld_in! 🦸🏻♀️🦸🏻♂️
Nach § 8a SGB VIII hat jede Einrichtung den Schutzauftrag auszuführen. Als ich mit meinem ersten Fall konfrontiert war, war ich total unsicher und wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte.
Eine der Superkräfte der Leitungen ist es, sich darüber im Vorfeld Gedanken zu machen und einen Leitfaden zu entwickeln, mit dem man das Vorgehen sichert.
👀Wir werden uns daher anschauen, was man eigentlich unter einer Kidneswohlgefährdung versteht.
🗣️ Wir werden außerdem darüber sprechen, wer die Gewalt ausübt.
🔒 Am Ende dieses Newsletters findest du wie immer einen Download im Member-Bereich. Darin findest du heute eine überarbeitete Version der Reflexionsfragen für dich und dein Team.
Außerdem teile ich mit dir, welche Unterlagen du bereithalten solltest.
Wir sprechen darüber, wie du dein Team für Kindeswohlgefährdungen sensibilisieren kannst. Außerdem teile ich mit dir, wie du dein Team auffangen kannst, wenn es einen Verdachtsfall gab - denn das ist immer belastend für alle Beteiligten!
Und jetzt lass uns in die heutige Thematik eintauchen 🤿
👉🏻 Was versteht man unter einer Kindeswohlgefährdung?
Der Begriff Kindeswohl als solcher ist bereits schwer zu fassen. Der Gesetzgeber nennt als Anhaltspunkte das körperliche, geistige und das seelische Wohl des Kindes. Sollte dieses gefährdet sein oder bereits ein Verdacht auf eine Gefährdung vorliegen, sprechen wir von einer Kindeswohlgefährdung.
In der Regel unterscheidet man folgende Gefährdungsformen:
💎Vernachlässigung
💎physische (körperliche) Misshandlung
💎psychische (seelische) Misshandlung
💎 sexualisierte Gewalt
Die Schutzkonzepte in unseren Einrichtungen dienen dazu, diese Gewalt an Kindern vorzubeugen. Sie sind daher ein so wichtiges Instrument in unserem Alltag und sollten immer wieder angepasst und überarbeitet werden, damit sie den Kindern einen bestmöglichen Schutz liefern.
👉🏻Wer übt die Gefährdung aus?
Generell kann man nicht sagen, dass es DEN oder DIE Täter_in gibt. Und das ist ganz wichtig im Hinterkopf zu behalten: Es gibt so viele Dunkelziffern in diesem Bereich, sodass man einfach nicht pauschal sagen,wer typischerweise Gewalt ausübt.
Sowohl Angestellte einer Kita, als auch die Familie und oder Familienbekannte oder Gleichaltrige können die Gewalt ausüben.
Das Nationale Zentrum für Frühe Hilfen hat 6 Risikofaktoren benannt, die darauf hindeuten können, ob ein Kind von Gewalt betroffen sein wird im Laufe des Lebens.
Eigene Geschichte der Sorgeverantwortlichen
Persönlichkeitsmerkmale der Sorgeverantwortlichen
Psychische Gesundheit sowie Intelligenz der Sorgeverantwortlichen
Merkmale der familiären Lebenswelt (z.B. Partnerschaftsgewalt)
Merkmale des Kindes (z.B. Regulationsstörungen, Erkrankungen)
Merkmale gegenwärtiger oder früherer Misshandlungs- oder Vernachlässigungsvorfälle
Falls du da weiter einsteigen möchtest, empfehle ich dir die Handreichung des Nationalen Zentrums frühe Hilfen. Es ist kostenlos und hält tolle Materialien bereit.
Was gibts Neues in unserer Community?
In unserer Facebook-Gruppe berichteten einige von euch, wo sie sich bei Kindeswohlgefährdungen beraten lassen und welche Fortbildungen sie dazu bereits besucht haben.
Neben den insofern erfahrenen Fachkräften unterstützen vor allem auch die Mitarbeitenden der Jugendämter.
Bücherempfehlungen oder Richtlinien zu Raucher_innen im Team oder Duschwannen in Kindertageseinrichtungen haben euch letzte Woche beschäftigt.
👉🏻Halte diese Unterlagen bereit
Sollte sich bei euch der Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung erhärten, dann helfen dir folgende Informationen und Unterlagen im weiteren Verlauf:
💠Genogramm (Übersicht über die Familienstrukturen und Verbindungen)
💠 Informationen über die Familie, Eltern, Bezugs- und Betreuungspersonen (Wohnsituation, soziale Integration, …)
💠 wichtige Ereignisse der Familiengeschichte ( vorübergehende Trennungen, Haftstrafen, Tod von wichtigen Bezugspersonen,…)
💠 Protokolle des bisherigen Verlaufs (Kontakt zum Jugendamt, Elterngespräche, Gespräche mit der insofern erfahrenen Fachkraft, Fallbesprechungen, Äußerungen des Kindes, …)
💠 Ressourcen und Schutzfaktoren des Kindes (positive Beziehungen, Stärken, Fähigkeiten, emotionale Stützen, … )
💠 Entwicklungsberichte des Kindes und Beschreibung von dessen Stärken und Schwächen
💠 Infomaterial für Eltern und Betreuungspersonen, Hilfestellung zur Ermittlung
💠 Schutzkonzept
👉🏻Gesprächsanlässe im Team
In den oberen Punkten haben wir schon einige wichtige Themen angerissen.
Nun möchte ich dir noch einige praktische Situationen vor Augen führen, über die ihr im Team sprechen könnt.
Bitte bedenke, dass dies nur Input-Fragen sind, die zum Reflektieren anregen können und aufdecken können, wo das Schutzkonzept noch Lücken aufweist.
💠Im Sommer ist es heiß, mit den Kindern werden im Garten Wasserspiele durchgeführt.
Welche Bekleidung tragen die Kinder? Ist euer Außenbereich einsehbar, zum Beispiel durch umliegende Bürogebäude?
💠Die Tante holt das Kind ab, vorher war sie noch nicht in der Einrichtung.
Wie geht ihr sicher, dass es die Tante ist? Gewährt ihr über die Gegensprechanlage schnell Zutritt in die Einrichtung? Und wie verhält es sich in Abhol- und Bringsituationen: wird die Tür mal schnell offen gehalten und bietet somit Fremden die Möglichkeit in die Einrichtung zu kommen?
💠In der Schlafsituation benötigt die anderthalbjährige Lena noch viel Körperkontakt.
Soll dieser über der Decke stattfinden? Können Kinder nur in Unterwäsche sich zum Ruhen begeben? Kann sich die Bezugsperson an Lena kuscheln und mit ihr liegen, bis sie eingeschlafen ist?
💠Max möchte den Spinatauflauf zum Mittagessen nicht probieren.
Reicht ihr ihm das Essen an und verlangt von ihm, dass er es probiert?
💠Wie geht ihr mit Kosenamen und Spitznamen um?
Ist „Schätzchen“ okay? Und nennt ihr den Max „Maxi“, weil es niedlicher ist?
💠Welcher Körperkontakt ist für euch professionell?
Wie tröstet ihr ein Kind? Und wie reagiert ihr, wenn ein_e Kolleg_in beobachtet, die sich das Kind auf den Schoß zieht zum Kuscheln?
💠Die Eltern von Louis möchten nicht, dass ihr Kind von dem männlichen Erzieher gewickelt wird.
Wie geht ihr damit um? Wie räumt ihr mit diesen Vorurteilen auf?
💠Welches Verhalten erachtet ihr bei der Begleitung zur Toilette als angemessen?
💠Achim berichtet von einem Geheimnis und bittet euch, es nicht weiterzuerzählen. Was sind für euch “gute” und “schlechte” Geheimnisse? Wie bezieht ihr Kinder in Geheimhaltungen ein? Was darf das Kind nicht zu Hause erzählen?
👉🏻Nur Mut
Ich weiß, das Thema Kindeswohlgefährdung ist sehr sensibel und die Verantwortung groß. Aber keine Sorge, du musst das nicht allein durchstehen.
Zunächst ist es wichtig, mögliche Risikofaktoren in den Familien wie Suchterkrankungen, psychische Probleme oder soziale Isolation genau im Blick zu behalten. Denn diese erhöhen leider die Gefahr einer Gefährdung.
Sei aufmerksam gegenüber Verhaltensänderungen, blauen Flecken oder Zurückgezogenheit der Kinder. Dein pädagogisches Fachpersonal kennt die Kinder am besten und kann Warnsignale am ehesten deuten. Scheue dich nicht, bei einem Verdacht behutsam nachzufragen.
Solltest du konkrete Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung haben, musst du dem Schutzauftrag nachkommen. Aber keine Sorge, du bist nicht alleine. Hole dir professionelle Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft. Dokumentiere deine Beobachtungen gewissenhaft. Bei akuter Gefahr für das Kind ist schnelles Handeln gefragt - wende dich ans Jugendamt oder die Polizei.
Ich weiß, das ist nicht immer leicht, aber du machst das großartig. Denn ich weiß, du möchtest die Kinder schützen und bist achtsam!
👉🏻So fängst du dein Team auf
Wenn in eurer Einrichtung der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung bestand, kann das im Team viele Emotionen auslösen: Mitgefühl mit dem Kind, Wut auf die Täter, Hilflosigkeit oder auch Selbstzweifel.
Du als Leitung spielst jetzt eine wichtige Rolle, um das Team aufzufangen. Nimm dir Zeit für jede_n Einzelne_n, hör zu und validiere die Gefühle. Erlaube auch Tränen und Unsicherheiten, das gehört dazu.
Ermutige die Teammitglieder, über die belastende Situation zu sprechen und biete kollegiale Fallberatung an. Gemeinsam könnt ihr reflektieren, was gut lief und wo es Verbesserungspotenzial gibt.
Vertraut darauf, dass jeder sein Bestes gegeben hat. Wichtig ist jetzt, Lehren für die Zukunft zu ziehen und Abläufe zu optimieren.
Achte auch auf dich selbst und nimm Unterstützung an. Mit Zeit, Zusammenhalt und Fürsorge kann das Team gestärkt aus dieser Erfahrung hervorgehen. Ihr schafft das!
👉🏻Hier findest du eure Reflexionsfragen
Es sind wieder weiterführende Links in dieser Ausgabe enthalten.
🔹In diesem Handbuch bekommst du nochmals alle Informationen zur Kindeswohlgefährdung auf einen Blick.
🔹In dem Artikel findest du ein Ablaufschema beim verdacht auf Kindeswohlgefährdung.
🔹Und in dieser Podcastfolge spricht ein Mediziner über die verschiedenen Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung.
Use/Read/Watch/Listen
🧰 Handbuch Kindeswohlgefährdung
📖 Vorgehen bei Kindeswohlgefährdung
Ich danke dir, dass du mir bis hierhin gefolgt bist! Schreib mir gern, wenn du dir Unterstützung bei diesem Thema wünschst!
Bis Montag,
deine Sally