Hallo du Superheld_in! 🦸🏻♀️🦸🏻♂️
Laut Studien sind mittlerweile circa 20 % der Kinder in Bildungseinrichtungen verhaltensauffällig. Dazu zählen Ängstlichkeit, Kontaktvermeidung, extreme Introvertiertheit, Trennungsängste, aber auch aggressives Verhalten und Unruhe oder Impulsivität.
All diese Verhaltensweisen können verschiedene Ursachen haben und unterschiedlich behandelt werden. Dies führt jedoch in dieser Ausgabe zu weit.
Eine der Superkräfte der Leitungen ist es jedoch, das Team in solchen Fällen zu unterstützen und Möglichkeiten zum Austausch zu geben, beispielsweise mithilfe einer Fallbesprechung (oder auch kollegiale Beratung genannt). Dies kann zu Teamtagen oder während Dienstbesprechungen durchgeführt werden.
👀Wir werden uns daher heute anschauen, welche Rahmenbedingungen vorhanden sein sollten, damit bestmögliche Ergebnisse erzielt werden.
🗣️ Wir werden außerdem darüber sprechen, wie du eine Fallbesprechung moderieren kannst.
🔒 Am Ende dieses Newsletters findest du wie immer einen Download im Member-Bereich. Dort findest du heute eine Vorlage, an der ihr die Fallbesprechung durchführen könnt. Zudem erhältst du dort Fragen, die du mit in die kollegiale Beratung nehmen kannst. Obendrein findest du dort auch Tipps für den Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern.
Wenn du dir das Thema lieber als Video anschauen möchtest, dann kannst du das hier tun:
Und jetzt lass uns in die heutige Thematik eintauchen 🤿
👉🏻 Was ist ein geeignetes Setting für eine Fallbesprechung?
Eine ausführliche Fallbesprechung erfordert vor allem eins: viel Offenheit und einen positiven Blick auf das Kind. Achte darauf, dass folgende Rahmenbedingungen dafür geschaffen sind:
🔹Zeit
Plane genug Zeit ein und gib den Kolleg_innen vorab die Möglichkeit sich darauf vorzubereiten. Kündige es an, sodass im Vorfeld Beobachtungen stattfinden können. Das ist vor allem auch wichtig, wenn ihr gruppenübergreifend oder offen arbeitet - so wissen alle, worum es geht.
🔹Lösungsorientiert
Bleibt bei der Fallbesprechung lösungsorientiert. Es sollte nicht darum gehen möglichst viele negative Beispiele für das Verhalten des Kindes zu finden. Behaltet einen positiven Blick und besinnt euch darauf, was ihr tun könnt, um die Situation zu verbessern.
🔹Kontinuität
Vereinbart gemeinsame Ziele und besprecht die Umsetzung derer erneut. Es ist nicht damit beendet, dass ihr einmalig darüber sprecht. Stell sicher, dass du immer wieder bei deinen Teammitgliedern nachfragst und sie auch darüber hinaus unterstützt. Besprecht es ggf. erneut in einer weiteren Fallbesprechung nach ein paar Wochen. Dabei dürft ihr auch gern eure Erfolge teilen.
👉🏻So moderierst du eine Fallbesprechung
Fallberatungen sind oft sehr emotional. Daher solltest du diese Punkte bei der Moderation beachten:
Bleibt objektiv
Nehmt immer wieder eine Vogelperspektive ein und betrachtet das Geschehen mal von außen: wie verhält sich das Kind? Was wisst ihr über das familiäre Umfeld? Wie reagieren die Pädagog_innen in den Situationen?
Du als Moderator_in bist dafür zuständig, den Rahmen für die Fallbesprechung zu wahren. Achte daher darauf, dass es objektiv bleibt und nicht vom Thema abschweift.Dokumentiert den Prozess
Solltet ihr bei einem Kind Verhaltensauffälligkeiten beoboachten, ist das Wichtigste die Dokumentation. Haltet Momentaufnahmen per Video fest oder macht euch Notizen, die ihr dann in der Fallbesprechung nutzen könnt.
Fertigt außerdem ein Protokoll der kollegialen Beratung an und haltet gemeinsame Ziele fest, damit ihr diese im Nachgang noch nachverfolgen könnt.Strukturiere die Sitzung
Halte dich an deinen Ablauf, um euer Ziel zu erreichen und gut durch die Besprechung zu führen. Das hilft dir außerdem dabei, allen die Möglichkeit zu geben, zu Wort zu kommen und erste Lösungsansätze zu entwickeln.
Einen möglichen Ablauf findest du als Download im Member-Bereich.
Was gibts Neues in unserer Community?
In unserer Facebook-Gruppe berichteten einige von euch, wie häufig sie Fallbesprechungen durchführen und was sie dabei beachten.
Sei dabei und diskutiere mit!
„Man kann in Kinder nicht hineinprügeln. Aber vieles herausstreicheln.“
Astrid Lindgren
👉🏻Stellt euch diese Fragen während einer Fallbesprechung
Oftmals ist dies ein sehr emotionales Thema, möglicherweise sind deine Teammitglieder überfordert oder gestresst. Vielleicht auch ängstlich und besorgt. Daher ist es hilfreich sich immer wieder auf eine objektive Betrachtung der Situation zu konzentrieren.
Diese Fragen haben mir immer dabei geholfen zum Wesentlichen zurückzukehren:
💠Was ist das Ziel der Fallbesprechung? Geht es darum, besser im Team zusammenzuarbeiten oder die Rahmenbedingungen für das Kind zu verändern? Macht euch dies immer wieder bewusst und orientiert euch an eurem Ziel.
💠Was sind die Ursachen des Verhaltens? Gab es Veränderungen in der Gruppe oder im sozialen Umfeld des Kindes? Gibt es medizinische Erkenntnisse, die die Eltern mit euch geteilt haben?
Bei der Ursachenerforschung kann es helfen, Beobachtungsbögen zu nutzen, die den Entwicklungsstand genau festhalten und die Bereiche aufzeigen, in denen das Kind möglicherweise weitere Defizite aufweist. Doch Obacht: viele Beobachtungsinstrumente sind sehr defizitär aufgebaut, besinnt euch also auch auf die Fortschritte des Kindes!
💠 Ganz wichtig ist die Selbstreflexion. Was tue ich, um das Kind zu beeinflussen? Vielleicht ist die zugewiesene Bezugsperson nicht die richtige Person oder man ist schon so in den eigenen Beurteilungen gefangen, dass es nicht mehr möglich ist, positive Dinge an dem Kind zu entdecken. Hinterfragt euch und spiegelt euch gegenseitig - damit gelangt ihr nochmal zu neuen Erkenntnissen.
💠 Entwickelt gemeinsame Lösungsansätze. Welche Strategien könnt ihr ergreifen, um dem Kind zu helfen? Dabei ist es wichtig, sich spezielle Situationen anzuschauen, in denen das Kind Verhaltensauffälligkeiten zeigt: vielleicht es zu laut, Übergangssituationen zu hektisch oder ruhige Aktivitäten dauern zu lang. Findet Alternativen für das Kind und entwickelt individuelle Lösungen.
💠 Stellt euch immer wieder die Frage, wie es dem Kind geht. Wie erlebt es seinen Alltag? Wie gehen die anderen Kinder mit ihm um? Empfinden die Pädagog_innen Freude, wenn er/sie kommt? Hört er/sie häufig, wie anstrengend es ist? Versetzt euch in die Lage des Kindes und entwickelt somit einen empathischen Blick auf das Kind. Dadurch könnt ihr einen weiteren Perspektivwechsel einnehmen und erfahrt nochmal wichtige Dinge.
👉🏻Wie könnt ihr das Kind bestmöglich unterstützen?
Jedes Kind bedarf individueller Lösungen. Dies ist natürlich auch von euren personellen und räumlichen Gegebenheiten abhängig.
Ich habe dir mal einige Beispiele aufgelistet, die mir in der Vergangenheit bei verhaltensauffälligen Kindern geholfen haben. Vielleicht nützt euch dies ja ebenfalls.
Raumgestaltung
Überprüft eure Raumgestaltung dahingehend, ob sie Rückzugsmöglichkeiten bietet. Gibt es Bereiche, in denen sich Kinder ausruhen können oder in denen es ruhiger zugeht?
Gerade wenn nicht viel Platz zur Verfügung steht, hat dieser Sessel schon vielen Kindern geholfen. Wir haben dazu Kopfhörer bereitgestellt, sodass die Kinder sich ruhige Musik oder ein Hörbuch anhören konnten und sich somit aus dem hektischen Alltag zurückziehen konnten.Tagesablauf
Manchen Kindern fallen Übergangssituationen sehr schwer - wenn es beispielsweise zum gemeinsamen Anziehen in die Garderobe geht, kann es sehr hektisch werden.
Ein bebilderter Tagesablauf hilft einigen Kindern dabei sich im Alltag zurechtzufinden. Man kann so gemeinsam besprechen, was gerade auf dem Plan steht und was als Nächstes kommt. So können sich die Kinder darauf einstellen.
Außerdem kann eine Entzerrung dieser Situationen Wunder bewirken: wenn die Kinder gestaffelt sich umziehen und nach draußen gehen, während andere noch spielen, wird es auch für die Pädagog_innen weniger hektisch.
Überlegt auch, wie lange das Kind schon die Einrichtung besucht und ob es sinnvoll ist, die Betreuungszeit vorübergehend zu verkürzen.Zusammenarbeit mit den Eltern
Bezieht die Eltern mit in eure Beobachtungen ein und führt mit ihnen Gespräche. Teilt mit ihnen eure Beobachtungen und fragt sie nach dem Verhalten zu Hause. Wenn die Eltern euch vertrauen, werden sie möglicherweise eine Überforderung zugeben, Hilfe annehmen und gemeinsam mit euch an den vereinbarten Zielen arbeiten.
Für dich als Leitung ist es besonders wichtig, das Team in diesem Momenten nicht allein zu lassen. Solche Gespräche erfordern viel Feingefühl und Mut, begleite deine Mitarbeiter_innen dabei, sollten sie sich unsicher fühlen.Verhalten der Pädagog_innen
Das eigene Verhalten zu reflektieren ist maßgeblich in solchen Situationen. Überlege gemeinsam mit deinen Kolleg_innen zu folgenden Fragen, wie sie die Situation beeinflussen:
Wie begrüße ich das Kind morgens? Wie begrüße ich andere Kinder?
Wie reagiere ich, wenn das Kind Verhaltensaufälligkeiten zeigt?
Welche Worte verwende ich im Kontakt mit dem Kind besonders häufig?
Welches Bild habe ich von dem Kind?
Wie geht es mir in Bezug auf die weitere Arbeit mit dem Kind?
Wobei wünsche ich mir Unterstützung?
Was gelingt mir schon sehr gut? Woran möchte ich noch arbeiten?
Zusammenarbeit mit externen Stellen
Überlegt zunächst, ob es jemandem bei euch im Verbund/Träger gibt, der euch weiterhelfen kann. Möglicherweise beschäftigt ihr Heilerziehungspfleger_innen, Logopäd_innen, Psycholog_innen oder andere Expert_innen. Dann ladet diese ein und bittet sie, mehrere Tage bei euch zu hospitieren.
Stellt euch anschließend die Frage, ob externe Stellen euch weiterhelfen können. Sollten beispielsweise Entwicklungsverzögerungen in bestimmten Bereichen vorliegen, so können euch möglicherweise Logopäd_innen oder Ergotherapeut_innen weiterhelfen. Dies sollte auf jeden Fall mit den Eltern besprochen werden. Außerdem sollte in solchen Fällen der Kinderarzt konsultiert werden, um körperliche Ursachen abzuklären.
Holt euch als Team Unterstützung
Supervisionen oder Teamcoachings helfen euch dabei zusammenzuhalten und positiv in die Zukunft zu blicken. Diese Situation kann sehr herausfordernd sein, daher ist es wichtig als Team gut miteinander zu arbeiten.
Es sind wieder weiterführende Links in dieser Ausgabe enthalten.
🔹In der Toolbox findest du heute ein Arbeitsbuch, welches sich mit der kollegialen Beratung und Supervision in sozialen Berufen beschäftigt.
🔹In dem Artikel geht es um Verhaltensauffälligkeiten - was es ist, wo die Ursachen liegen können und wie ihr die Kinder begleiten könnt.
🔹Ich habe dir heute ein Video mitgebracht, in dem es erklärt wird, was kollegiale Beratung eigentlich ist.Use/Read/Watch/Listen
🧰 Kollegiale Beratung und Supervision
👉🏻Hier holst du dir den Ablauf der Fallbesprechung
Ich danke dir dafür, dass du mir bis hierhin gefolgt bist!
Wenn du herausfinden möchtest, wie du dein Team unterstützen kannst, dann buche dir gleich ein kostenloses Erstgespräch mit mir und wir aktivieren deine Superkräfte dafür.
Ich freue mich auf dich nächste Woche!
Bis Montag,
deine Sally