Mitarbeiter:innen-Gespräche, die wirklich etwas bewegen
Warum sie mehr sind als ein Muss – und wie du sie zu deinem wirksamsten Führungsinstrument machst
Hallo du Superheld_in! 🦸🏻♀️🦸🏻♂️
alle Jahre wieder trifft mittlerweile auch auf das Thema Mitarbeiter:innengespräche zu. Meistens sitzen im Herbst Leitung und Mitarbeitende zusammen und genießen diese Gespräche mal mehr und mal weniger.
Leider höre ich im Austausch mit Kita-Leitungen sehr häufig, dass dieses wirksame Führungsinstrument noch nicht im vollen Maße ausgeschöpft wird.
Vielleicht erkennst du dich wieder:
Du gehst in das Gespräch mit einem Fragebogen und hast das Gefühl, es ist eher ein Abhaken als ein fließender und früchtetragender Austausch.
Du bist dir unsicher, wie du Kritik ansprichst, und schiffst die ganze Zeit um das Wesentliche herum.
Oder ihr sprecht ganz offen über Stärken und Schwächen und trotzdem verändert sich im Alltag nichts.
Das Problem: Das Potenzial dieser Gespräche ist so unfassbar groß. Und wenn es nicht im Sinne der Kinder genutzt wird, bricht es mir ein bisschen das Herz.
Also lass uns heute darüber sprechen, wie du deine Mitarbeiter:innengespräche als Entwicklungsraum gestaltest.
Warum Mitarbeiter:innengespräche so wichtig sind
Es gibt drei Ebenen, die in solchen Gesprächen zusammenkommen:
1. Die persönliche Ebene – Mitarbeitende wollen gesehen, gewürdigt und verstanden werden.
2. Die fachliche Ebene – es geht um Stärken, Entwicklung und konkrete Arbeitsbedingungen.
3. Die Beziehungsebene – das Gespräch ist auch ein Spiegel eurer Zusammenarbeit: Beruht eure Beziehung auf Vertrauen? Könnt ihr offen miteinander sprechen?
Wenn diese drei Ebenen zusammenkommen, entsteht aus einem „Muss“ plötzlich ein echter Schlüsselmoment. Denn dann erleben deine Mitarbeitenden: „Es geht hier wirklich um mich und meine Arbeit. Es wird gesehen was ich leiste und für die Zukunft werde ich weiter in meiner Fachlichkeit gefordert.“
Typische Stolperfallen
Viele Leitungen machen diese Fehler – und wundern sich dann, warum die Gespräche nicht fruchten:
• Zu stark am Formular kleben: Eine Gesprächsvorlage bietet Sicherheit und trotzdem kann sie uns manchmal hindern in einen guten Gesprächsfluss zu kommen. Wir dürfen lernen loszulassen und Mut zur Lücke haben.
• Kritiklastigkeit: Mitarbeitende gehen mit dem Gefühl raus: „Das war ein Abrechnungsgespräch.“ Motivation gleich null.
• Keine Konsequenz: Es wird zwar viel besprochen, aber irgendwie findet es den Weg in die Praxis nicht. Beim nächsten Gespräch merkt ihr: Wir haben die gleichen Themen wie letztes Jahr.
• Zu harmonisch bleiben: Aus Angst, jemanden zu verletzen, werden echte Probleme nicht angesprochen. Es bleibt ein „netter Austausch“, ohne dass Entwicklung stattfinden kann.
Die gute Nachricht: Mit klarer Vorbereitung und einem Perspektivwechsel kannst du diese Stolperfallen leicht umgehen.
Dein Perspektivwechsel: Vom Pflichttermin zum Entwicklungsraum
Stell dir vor, jedes Mitarbeiter:innengespräch wäre eine Einladung
zum Innehalten,
voller gegenseitigen Verständnis,
und zum Gestalten einer besseren Zusammenarbeit.
Das gelingt, wenn du die Haltung veränderst:
👉 Nicht „Das nächste Gespräch von vielen.“, sondern „Welche Entwicklung möchte ich für und mit dieser Person möglich machen?“
Dafür lohnt es sich, den Gesprächen einen klaren Rahmen zu geben und das bedeutet auch: Gute Vorbereitung auf beiden Seiten.
5 Themenfelder
Damit dein Gespräch wirklich Tiefe gewinnt, empfehle ich dir, folgende Bereiche einzubeziehen. Die Fragen sind Ideen von mir für dich. Suche dir wie auf einer Blumenwiese das heraus, was für dich passt und lasse den Rest gerne für andere stehen.
Aktuelle Arbeitssituation
Welche Tätigkeiten übernimmt die Kitakraft im Kitaalltag?
Welche besonderen Aufgaben hat sie übernommen?
Was läuft gut?
Welche Umstände oder Situationen bereiten der Kitakraft Schwierigkeiten?
Leistung & Kompetenzen
Welche besonderen Stärken, fachlichen Fähigkeiten oder Erfolge prägen ihre Arbeit?
Welche Rolle hat die Kitakraft in der Gruppe und im Team eingenommen?
Welches besondere Engagement bringt die Kitakraft ein?
Arbeitszufriedenheit
Was hat zuletzt Kraft gegeben oder geraubt?
Was macht wirklich Freude? Was weniger?
Welche Wünsche gibt es für den Alltag?
Wie ist die Stimmung zwischen Kitakraft und Team, Familien und Kindern.
Zusammenarbeit & Kommunikation
Wird die Kitakraft im Team gehört?
Bringt die Kitakraft Ideen ins Team ein?
Wie funktioniert die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team?
Wie wird die Zusammenarbeit mit dir als Kita-Leitung empfunden?
Fühlt sich die Kita-Kraft immer gut informiert?
Welche Erwartungen stellt die Kitakraft?
Welche Form der Rückmeldung unterstützt dich am meisten?
Entwicklung & Zukunft
Welche Aufgaben und Projekte möchte/könnte die Kitakraft übernehmen?
Was möchte die Kitakraft an ihrer Arbeit verbessern?
Gibt es besondere Interessen der Kitakraft, die in die Arbeit einfließen können?
Welche Fortbildungen wären sinnvoll und gewinnbringend für die Kitakraft und die Kita?
Hat die Kitakraft Vorschläge, wie das Kitaleben verbessert werden könnte?
Welche Tätigkeiten oder Projekte könnten die Arbeitszufriedenheit der Kitakraft verbessern?
Welche Entwicklung wünscht sich die Kitakraft und wie kann die Leitung dabei unterstützen?
Welche Ziele werden vereinbart? Und was braucht die Kitakraft von der Leitung, um diese Ziele erreichen zu können?
Es ist nicht zwingend notwendig in jedem dieser Felder alle Fragen zu stellen. Wenn du die Fragen für dich in der Vorbereitung bearbeitest und auch deine Mitarbeitenden sich anhand dieser Fragen auf das Gespräch vorbereiten, könnt ihr im Gespräch die fünf Bereiche durchgehen ohne euch an konkreten Fragen aufzuhängen.
Bonusfragen
Hier sind vier Fragen, die nochmal neue Themen zu Sprache bringen können.
Worauf bist du in den letzten Monaten besonders stolz?
Wenn du Leitung wärst, was würdest du an meiner Stelle auf jeden Fall beibehalten?
Wenn du Leitung wärst, was würdest du an meiner Stelle auf jeden Fall sein lassen?
Was hat dich im Alltag am meisten Kraft gekostet und wie können wir das verändern?
Doch wichtiger als Fragen…
An erster Stelle steht die Beziehung zu deinem Gegenüber. Du kannst alle Fragen und jede Struktur über Bord werfen, sobald das Gefühl von einer echten und zugewandten Verbindung entsteht, hast du gewonnen. Denn auf diesem Fundament kann sowohl Wertschätzung als auch Kritik die schönsten Blühten hervorbringen.
Da es im Rahmen der pädagogischen Superheld:innen bereits eine Vorlage zur Gesprächsvorbereitung sowohl für Leitungen als auch für Mitarbeitende gibt, kannst du hier an einer Umfrage teilnehmen. Soll ich den Input des heutigen Newsletters in die Vorlage einarbeiten und dir zur Verfügung stellen?
Ich hoffe du konntest die ein oder andere Frage für dich mitnehmen und wünsche dir von Herzen ganz viel Freude bei deinen anstehenden Mitarbeiter:innen-Gesprächen.
Von Herzen,
Laura