Befrage die Kinder, auch wenn das Mehraufwand bedeutet
So erhöhst du die Qualität in deiner Einrichtung
Hallo du Superheld_in! 🦸🏻♀️🦸🏻♂️
Wir haben hier schon über Mitarbeiter- und Elternbefragungen gesprochen. Fehlen noch die Kinder. 😉
Eine der Superkräfte der Leitungen ist es, den Kindern Partizipation zu ermöglichen und Selbstwirksamkeit zu erfahren.
👀Wir werden uns daher heute anschauen, wo du das rechtlich vorgeschrieben ist.
🗣️ Wir werden außerdem darüber sprechen, wie solche Befragungen aussehen können.
🔒 Am Ende dieses Newsletters findest du wie immer einen Download im Member-Bereich. Darin enthalten ist heute eine Vorlage, mit denen ihr die Beschwerden von Kindern protokollieren könnt.
Dort findest du heute zudem Ideen, wie ihr es den Kindern leichter macht, ihre Meinung zu äußern.
Zudem habe ich dir einige Anhaltspunkte zusammengestellt, an denen ihr auch bei Kleinstkindern Unzufriedenheit erkennen könnt.
An einem Beispiel kannst du gemeinsam mit deinem Team über das Beschwerdemanagement in eurer Einrichtung reflektieren.
Wenn du dir das Thema lieber als Video anschauen möchtest, dann kannst du das hier tun:
Und jetzt lass uns in die heutige Thematik eintauchen 🤿
👉🏻 Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
Es gibt einige rechtliche Rahmenbedingungen, die es Kitas auferlegen, Kinder partizipativ zu beteiligen und ihre Beschwerden aufzunehmen.
Kinder sollen entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen Entscheidungen, die sie persönlich betreffen, beteiligt werden. Dieses prinzipielle Recht ist in Artikel 12 der UN-Kindercharta sowie im § 8 SGB VIII verankert. Zur frühen Demokratiebildung ist Partizipation im pädagogischen Konzept der Kita unverzichtbar. Die Kinder lernen dadurch, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und sich für ihre Interessen einzusetzen.
Eltern tragen die vorrangige Verantwortung für die Erziehung ihres Kindes. Die pädagogischen Fachkräfte unterstützen und ergänzen die Förderung der Kinder. Das bedeutet, dass Eltern sich auch für ihre Kinder beschweren dürfen.
Die Umsetzung von Beteiligungsverfahren für Kinder setzt somit die Beteiligung von Eltern gemäß § 22a SGB VIII voraus. Demnach sind Kitas verpflichtet, zum Wohl des Kindes mit den Erziehungsberechtigten zusammenzuarbeiten und sie am Kita-Geschehen zu beteiligen. Dazu gehört auch, dass Eltern sich stellvertretend für ihre Kinder beschweren können.Mit dem erklärten Ziel, den aktiven Kinderschutz zu verbessern, gibt es seit Anfang 2012 das Bundeskinderschutzgesetz. Demnach erhalten Kitas nur dann eine Betriebserlaubnis, wenn unter anderem gewährleistet ist, dass die Sicherung der Rechte von Kindern durch „in der Einrichtung geeignete Verfahren der Beteiligung sowie der Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten Anwendung [zu finden ist].“ Dies ist in § 45 SGB VIII festgeschrieben.
👉🏻Wie können solche Befragungen aussehen?
Oder: Wie können Beschwerden in der Kita aufgenommen werden?
🔹Wir haben gerade schon gelesen, dass Eltern sich für ihre Kinder beschweren können. Zum einen wäre es also eine Möglichkeit, die Eltern aktiv darauf anzusprechen und sich danach zu erkundigen, ob diese zu Hause etwas zum Kita-Alltag geäußert haben.
🔹Zum anderen können die Befragungen in Morgenkreisen oder Gesprächsrunden durchgeführt werden. Durch Smileys oder Handzeichen können Kinder ihre Wünsche zum einen verbal ausdrücken. Für ältere Kinder können auch schon erste Fragebögen mit verschiedenen Symbolen bearbeitet werden.
🔹Essentiell ist die Beobachtung der Kinder: Auch nonverbale Zeichen (wie z.B. Weinen, das Verschränken von Armen oder Kopf schütteln) können ein Anzeichen für Unzufriedenheit sein. Wenn Fachkräfte dies beobachten, können Sie anschließend die Kommunikation mit dem Kind suchen und nachhaken.
Was gibts Neues in unserer Community?
In unserer Facebook-Gruppe berichteten einige von euch, wie sie Kinderbefragungen durchführen. Doch auch Personaleinsatz, Weiterbildungen oder Organigramme wurden besprochen.
Sei dabei und diskutiere mit!
„Unsere wahre Aufgabe ist es, glücklich zu sein.“
Dalai Lama
👉🏻So erleichtert ihr es den Kindern ihre Meinung zu äußern
Neben den persönlichen Gesprächen gibt es natürlich auch noch andere Möglichkeiten, die Kinder zu Wort kommen zu lassen. Hier sind einige Ideen dazu:
im Morgenkreis → Bei Angelegenheiten, die alle angehen, bietet der Morgenkreis ideale Gelegenheit zur Aussprache. Die Kinder lernen, ihre Bedürfnisse zu äußern, die Wünsche anderer zu respektieren und Lösungen gemeinsam auszuhandeln.
in Feedbackbögen - Durch ein Ampel-System oder das Vergeben von Smileys können Kinder schon frühzeitig ihre Meinung kundtun. Dies bietet sich zum Beispiel an, wenn man das Essen evaluieren möchte oder herausfinden will, welche Spielsachen die Kinder besonders mögen.
in Aufstellungen und Skalierungen - anhand eines Seils am Boden, kann man die Kinder sich aufstellen lassen. Von 0 bis 10 oder von sonnig bis eiskalt - diese Möglichkeiten, die du möglicherweise aus Seminaren kennst, eignen sich auch hervorragend für Kinder.
im Kinderparlament/ in Kinderkonferenzen - in einigen Einrichtungen gibt es spezielle Gremien, die die Interessen der Kinder vertreten und Lösungen erarbeiten. So ist es möglich, auch gruppenübergreifend gemeinsam die Situation zu verbessern.
bei Sprechstunden mit der Leitung - da haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Anliegen direkt an dich weiterzugeben. Ob es der Wunsch nach mehr Sand oder einem Fahrradständer ist - gemeinsam mit dir finden sich bestimmt tolle Lösungen.
in Meckerkästen - dabei können die Kinder eine Situation aufmalen, in der sie nicht glücklich waren und dies anonymisiert kundtun. In Teamsitzungen oder in Kinderparlamenten können diese Zeichnungen dann besprochen werden.
auf Beschwerdewänden - dies dient vor allem zur Transparenz. Daran können andere Kinder, aber auch die Eltern sehen, was die Kinder gerade beschäftigt und wie ihr damit umgeht.
die Beschwerdetrommel - Für dringliche Beschwerden eignet sich die Beschwerdetrommel. Die Trommel hat einen festen Platz im Gruppenraum, und das Kind kann sie laut schlagen, wenn es sein Anliegen der ganzen Gruppe verkünden will.
durch Beschwerdehelfer_innen - dies können die eigenen Eltern oder Freund_innen in der Gruppe sein, die das Anliegen dann an die Fachkräfte weiterleiten.
👉🏻Daran erkennt ihr Unzufriedenheit bei Kleinkindern
Immer wieder höre ich den Einwand: aber die Kinder können noch nicht sprechen. Gleichzeitig drücken Sie ihre Gefühle anderweitig aus.
Kinder ziehen sich zurück - zum Beispiel, wenn es zu laut ist, suchen sie ruhigere Orte auf - eine Gelegenheit mal zu überprüfen, wie der Lautstärkepegel gesenkt werden kann.
Kinder verweigern sich - wenn sie beispielsweise das Essen nicht probieren wollen - dann symbolisieren sie ihre Abneigung gegen das Gericht und die Fachkraft sollte eine Alternative anbieten.
Kinder weinen - zum Beispiel, wenn die Mütze aufgesetzt wird - vielleicht kratzt ja das Material oder sie ist zu eng?
Kinder werden wütend - wenn ihnen ein anderes Kind etwas wegnimmt beispielsweise. Dann ist es an der Zeit zu reflektieren: braucht es möglicherweise mehr Schaufeln im Sandkasten oder geht es hier um etwas anderes?
Mir ist es an der Stelle wichtig zu betonen, dass Beschwerden alltäglich stattfinden. Dahinter stecken vielfältige Gründe und genauso vielfältig ist der Ausdruck der Unzufriedenheit. Fachkräfte sollten daher immer fragen: Worum geht es dem Kind genau? Welches Bedürfnis steckt hinter seinen Äußerungen?
👉🏻So übst du das mit deinem Team
Hier findest du ein Beispiel für ein gelungenes Beschwerdemanagement, welches alle Beteiligten einschließt. Lies es in einer Teamsitzung vor, tauscht euch darüber aus und findet weitere Beispiele aus eurem Alltag, an denen ihr gemeinsam reflektieren könnt.
An einem sonnigen Herbsttag möchten die Kinder draußen spielen. Aber Lisa will ihre Jacke nicht anziehen, sie weint und ist verärgert. Auch die anderen finden, dass es für dicke Jacken viel zu warm ist. Daher erlaubt ihnen die Erzieherin, über die Bekleidung selbst zu entscheiden.
Am nächsten Tag beschwert sich Lisas Mutter, die Erzieherin habe aus Unachtsamkeit die Gesundheit ihrer Tochter gefährdet.
Eine denkbare Lösung wäre eine Regeländerung: Ab 15 Grad Außentemperatur dürfen die Kinder selbst bestimmen, ob sie Jacken tragen. Diese Vereinbarung kann das Team einvernehmlich mit den Eltern treffen.
👉🏻Hier findest du die Vorlage für Kinderbeschwerden
Es sind wieder weiterführende Links in dieser Ausgabe enthalten.
🔹In der Toolbox findest du heute ein Buch, indem darauf eingegangen wird wie der Übergang von der Kita zur Schule von Kindern mitgestaltet wurde.
🔹Auf der Seite findest du einen Bericht, wie Kinder ihre Kita durch Fotografien verbessern.
🔹In dieser tollen Videoreihe werden Beispiele für Beschwerdeverfahren in Kitas erklärt.
Use/Read/Watch/Listen
📖 Mit der Kamera durch die Kita
Ich danke dir, dass du mir bis hierhin gefolgt bist! Schreib mir gern eine Nachricht und berichte mir davon, wie es in deiner Einrichtung läuft.
Ich freu mich darauf, von dir zu hören!
Bis Montag,
deine Sally