5 Dinge, die in dein Schutzkonzept gehören
So könnt ihr euer professionelles Verhalten reflektieren
Hallo du Superheld_in! 🦸🏻♀️🦸🏻♂️
Immer wieder lese ich Fragen zu dem Schutzkonzept der Einrichtungen. Und ich teile die Auffassung, dass dies eine (nicht nur rechtlich vorgegebene) Notwendigkeit in Kitas darstellt.
Dies ist vor allem (zumindest in Bayern) Trägersache und sollte auch von deinem Träger erstellt werden. Jedoch ist es deine Aufgabe, dies umzusetzen und immer wieder gemeinsam mit dem Team in den Austausch darüber zu gehen.
Eine der Superkräfte der Leitungen ist es, auch heikle Themen anzusprechen und die Augen nicht zu verschließen.
👀Wir werden uns heute einige Punkte anschauen, die in dem Schutzkonzept enthalten sein sollten und wie du diese im Alltag umsetzen kannst.
🗣️ Wir werden darüber sprechen, wie du mit dem Team darüber ins Gespräch kommen kannst und wie ihr offen damit umgehen könnt.
📩 Am Ende dieses Newsletters findest du wie immer einen Download. Dort findest du heute weiterführende Reflexionsfragen für dich und dein Team.
Dieses Thema ist sehr umfangreich, daher möchte ich mich darauf beschränken, dir einige Gedankenanstöße mitzugeben.
Wenn du dir das Thema lieber als Video anschauen möchtest, dann kannst du das hier tun:
Aber jetzt lass uns in die Thematik eintauchen 🤿
👉🏻 Wofür wir Schutzkonzepte brauchen
Kinder haben das Recht auf eine unversehrte Kindheit. Und diese unversehrte Kindheit zeichnet sich durch ein Ausbleiben von Gewalt aus.
Gewalt kann dabei in Form von seelischer, körperlicher und/oder sexualisierter Form auftreten.
Aus diesem Grund sollen Einrichtungen sichere Orte für Kinder darstellen.
Daraus resultiert, dass zum einen Gewalt und Missbrauch in diesen Orten unterbunden werden sollten.
Zum anderen bedeutet dies, dass pädagogisches Personal Gewalt und Missbrauch an Kindern erkennen sollten.
Nicht zuletzt bietet ein Schutzkonzept uns den Rahmen und gibt uns vor, wie wir uns verhalten sollten - das vermittelt Sicherheit!
Wir müssen dabei zwischen dem Innen und Außen einer Kita unterscheiden. Wir müssen uns nicht nur die Prävention auf die Fahne schreiben, sondern dürfen dabei auch die Interventionen betrachten, die wir im Falle von Gewalt anwenden.
Du siehst, das ist ein sehr komplexes Thema, welches ich heute auch nur grob anreisen möchte.
Zudem ist dies eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe und nicht immer leicht umzusetzen. Als Team müssen wir offen miteinander darüber sprechen, uns gegenseitig aufmerksam machen.
Die eigene Herkunftsgeschichte beeinflusst das eigene Handeln und erleichtert oder hindert die Professionalität in diesem Kontext, sodass die eigene Biografiearbeit einen wichtigen Stellenfaktor einnimmt.
Daher ist es nicht nur wichtig den Kindern sensibel gegenüberzutreten, sondern auch uns selbst und unseren Kolleg_innen gegenüber.
👉🏻5 Punkte, die in dein Schutzkonzept gehören
Räumlichkeiten
Ihr solltet euch über die Räumlichkeiten Gedanken machen: überlegt gemeinsam, wo Kinder geschützt werden sollten.🔹Können beispielsweise Wickelräume jederzeit eingesehen werden?
🔹Sind Schlafräume komplett abgedunkelt?
🔹Oder gibt es Räume, in die sich die Kinder zurückziehen können?
Natürlich gilt es dabei immer abzuwägen, was pädagogisch sinnvoll ist. Ihr könnt als Team zum Beispiel darüber entscheiden, dass entweder immer zu zweit gewickelt wird oder falls dies nicht möglich ist, die Tür offen gelassen wird. Oder dass im Schlafraum ein Licht angelassen wird, damit nichts vollkommen im Dunkeln liegt. Oder dass ihr Regeln mit den Kindern erstellt, wenn es um Rückzugsmöglichkeiten geht - hier spielt auch das Thema Sexualerziehung eine Rolle - welche Regeln möchten wir festlegen, wenn es um Doktorspiele geht?
Gesprächsanlässe bieten
Überlegt euch gemeinsam, inwiefern ihr den Kindern auch Möglichkeiten bieten möchtet, über Erlebtes zu sprechen.
Mein Team und ich haben beispielsweise eine Schulung bei Amyna besucht, in der es darum ging, wie wir solche Gespräche führen, wenn uns ein Kind etwas anvertraut, ohne das Kind in vorgefertigte Antworten zu drängen.
Wie erkennen wir diese Gespräche und wie wollen wir damit umgehen?
Und wie erkennt ihr das bei Kindern, die noch nicht sprechen können?
Das alles sind Fragen, die ihr gemeinsam mit dem Träger, aber vor allem im Team besprechen könnt.Elternarbeit
In diesem Zuge geht es auch darum, sich zu verdeutlichen, wie ihr dies mit den Eltern kommunizieren wollt. Wie kommuniziert ihr den Eltern euren Umgang mit Fragen zur Sexualität, Umgang mit Gewalt, etc.? Wollt ihr dazu einen Elternabend veranstalten oder lieber einen Elternbrief ausgeben?
Es gilt ja nicht nur eine Gefährdung innerhalb der Kita zu vermeiden, sondern auch Gewalt an Kindern zu erkennen und das Kind zu schützen, ganz egal wo diese stattfindet.
Das Anzusprechen erfordert viel Mut und Geschick. Besprecht daher, wer diese Gespräche übernimmt und was im Vorfeld dafür geschehen soll - wie dokumentiert ihr beispielsweise eure Beobachtungen? Ist euch die insofern erfahrene Fachkraft bekannt und wann wird diese hinzu gezogen?
Du findest dazu zahlreiche kostenlose Broschüren im Internet, die du auch den Eltern als Informationsmaterial zur Verfügung stellen kannst.Nach § 8a SGB VIII hat jede Einrichtung den Schutzauftrag auszuführen.
Als ich mit meinem ersten Fall konfrontiert war, war ich total unsicher und wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte.
Daher ist es ratsam, sich darüber im Vorfeld Gedanken zu machen und einen Leitfaden zu entwickeln, wie du vorgehen musst. Auch dazu gibt es Fortbildungen, die dich darin stärken können!
Im besten Fall gibt dir der Träger klare Handlungsschritte im Falle einer Kindeswohlgefährdung vor. Frag am besten mal nach, wenn du dir darüber unsicher bist.Einstellung/ Aushilfen
Legt klare Regeln bei der Einstellung von Personal fest. Über das erweiterte Führungszeugnis kann auch das Schutzkonzept als Vertragsbestandteil aufgenommen werden.
Besprecht zudem, wie ihr mit Aushilfen, Hospitant_innen oder Praktikant_innen umgehen wollt: ab wann dürfen diese zum Beispiel wickeln? Dürfen diese alleine mit Kindern bleiben?
All das sind Fragen, die ihr nicht nur rechtlich betrachten solltet, sondern auch durch die Brille des Kinderschutzes.
👉🏻Gesprächsanlässe im Team
In den oberen Punkten haben wir schon einige wichtige Themen angerissen.
Du findest auch in dem heutigen Download noch weiterführende Fragen, die euch zur individuellen oder gemeinsamen Reflexion anregen.
Nun möchte ich dir noch einige praktische Situationen vor Augen führen, über die ihr im Team sprechen könnt.
Bitte bedenke, dass dies nur Input-Fragen sind, die zum Reflektieren anregen können.
💠Im Sommer ist es heiß, mit den Kindern werden im Garten Wasserspiele durchgeführt.
Welche Bekleidung tragen die Kinder? Ist euer Außenbereich einsehbar, zum Beispiel durch umliegende Bürogebäude?
💠Die Tante holt das Kind ab, vorher war sie noch nicht in der Einrichtung.
Wie geht ihr sicher, dass es die Tante ist? Gewährt ihr über die Gegensprechanlage schnell Zutritt in die Einrichtung? Und wie verhält es sich in Abhol- und Bringsituationen: wird die Tür mal schnell offen gehalten und bietet somit Fremden die Möglichkeit in die Einrichtung zu kommen?
💠In der Schlafsituation benötigt die anderthalbjährige Lena noch viel Körperkontakt.
Soll dieser über der Decke stattfinden? Können Kinder nur in Unterwäsche sich zum Ruhen begeben? Kann sich die Bezugsperson an Lena kuscheln und mit ihr liegen, bis sie eingeschlafen ist?
💠Max möchte den Spinatauflauf zum Mittagessen nicht probieren.
Reicht ihr ihm das Essen an und verlangt von ihm, dass er es probiert?
💠Wie geht ihr mit Kosenamen und Spitznamen um?
Ist „Schätzchen“ für euch unprofessionell? Und nennt ihr den Max „Maxi“, weil es niedlicher ist?
💠Welcher Körperkontakt ist für euch professionell?
Ist die Umarmung zur Begrüßung, das Küsschen zum Abschied oder das über den Kopf streicheln im Vorbeigehen akzeptabel?
Und wie tröstet ihr ein Kind?
💠Die Eltern von Louis möchten nicht, dass ihr Kind von dem männlichen Erzieher gewickelt wird.
Wie geht ihr damit um? Wie räumt ihr mit diesen Vorurteilen auf?
💠Welches Verhalten erachtet ihr bei der Begleitung zur Toilette als angemessen?
💠Achim berichtet von einem Geheimnis und bittet euch, es nicht weiterzuerzählen. Was sind für euch “gute” und “schlechte” Geheimnisse? Wie bezieht ihr Kinder in Geheimhaltungen ein? Was darf das Kind nicht zu Hause erzählen?
👉🏻Hier findest du weitere Reflexionsfragen für dich und dein Team
Was gibts Neues in unserer Community?
Am vergangenen Samstag gab es ein Q&A zu vielen verschiedenen Fragen von neuen Leitungen. Ich bin das erste Mal Live gegangen und finde es immer noch toll, wie groß eure Beteiligung daran war!
Falls du es verpasst hast und es dir gern nochmal anschauen möchtest, wirst du in unserer Facebook-Gruppe fündig.
Last but not least habe ich jetzt einen YouTube Kanal, wo ich die Themen des Newsletters noch einmal vertiefe. Aktiviere also gleich die Glocke, damit du kein neues Video verpasst. 🔔
Es sind wieder weiterführende Links in dieser Ausgabe enthalten. Ich verdiene nichts daran, ich möchte dir nur noch weiteren Input geben, wenn du dazu noch mehr brauchst!
In dem Arbeitsmaterial findest du Fallbeispiele, rechtliche Grundlagen und vieles mehr.
Du findest außerdem eine Literaturliste, in der viel weiterführendes Material zu sexuellem Missbrauch aufgelistet ist.
Und in dem Video seht ihr einen Beitrag des Bildungskongresses im Mai. Dabei geht es um das Schutzkonzept und weshalb es so wichtig ist.
Und also Bonus gibt es heute noch eine Podcastfolge, die ich auch ganz besonders spannend fand.
Use/Read/Watch/Listen
🧰 Schritt für Schritt zum Schutzkonzept
📺 Warum benötigen wir ein Schutzkonzept in der Kita?
„Man darf niemandem seine Verantwortung abnehmen, aber man soll jedem helfen, seine Verantwortung zu tragen.“
Heinrich Wolfgang Seidel
Bis nächsten Montag,
deine Sally